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„Mandla legte den Kopf zur Seite:
,Das ist gut! Es ist gut, was du da sagst! Denn ohne Fragen finden wir keine Antworten.
Das Rätsel.
Das Rätsel ist ein multidimensionales Gebilde, seine Struktur ist komplex und nicht leicht zu durchschauen. Es fordert unseren menschlichen Geist heraus, der die Probleme eindimensional lösen möchte: So oder so, auf die eine oder aber auf die andere Weise.
Ein Rätsel ist wie eine Frau:
Es ist anspruchsvoll und launenhaft, hat man ihm eine Lösung präsentiert, so deutet sein Zeigefinger auf das nächste Problem. Es macht uns ganz verrückt und doch wollen wir nichts, als ihm gefällig sein.
Der Kampf.
Die Welt tost in ungezügelter Schlacht. Die Dunkelkraft lechzt nach dem letzten Schlag, der uns ein für allemal auslöschen soll. All ihr Sinnen richtet sich auf unsere Vernichtung! Wir sind ihr lästig, wir unterwandern ihre kühnsten Träume. Sie wollen die totale Macht, ohne Widerspruch.
Wie sollen wir dieser Gesinnung also begegnen? Dieses Rätsel steht zwischen uns; zwischen dem Hell und dem Dunkel. Es existiert in dem Spalt, der zwischen den Polaritäten klafft und der uns von dem Dunklen trennt. Es könnte sogar sein, dass der Spalt nur besteht, weil das Rätsel, das uns entzweit, hier seinen Platz hat.
Vermögen wir es endlich zu lösen, so wird sich die Kluft schließen. Das Helle und das Dunkle werden einander berühren, schüchtern zunächst, ganz zaghaft, wie zwei junge Liebende an einem sonnigen Tag.
Die Trennung wird sich auflösen, und die beiden Pole werden verschmelzen, zu der einzigen Wahrheit, die existiert: Liebe wird entflammen, und sie wird die Zweiheit in sich verzehren.
Der Kampf vermag dies nicht. Er weitet die Kluft, er verdichtet das Rätsel. Wir müssen tief, ganz tief in uns schauen: Wo ist die Kluft in uns? Wo ist die Trennung, die Liebe nicht zulässt? Wo liegt das Rätsel, das uns von der heilenden Wahrheit trennt?
Schließt sich die Kluft in unserem Inneren, ist der Kampf schlagartig beendet! Es wird still sein in uns und warm. Liebe wird uns durchfluten, denn Licht und Schatten haben sich berührt!‘
Mandla schloss die Augen. Die Freunde hielten inne.
Mandla hatte enthüllt, was sich ihnen widerwillig verborgen hatte.
Sidie regte sich. Er griff an seine Stirn und setzte sich auf. Mit festem Blick sah er in die Runde.
Er war neu. Er war ganz da.
Die Freunde schauten ihn erstaunt an:
Er machte einen Quantensprung nach dem anderen, der tröge, fade Inspektor!
Mandla nickte:
,Jetzt bist du da, Inkosi. Du bist vollständig hier. Langa und Nathan mögen sich gefunden haben. Doch du hast dich, Sidie; du bist zu mir zurückgekehrt! Wir werden uns ab diesem Moment auf die Kalksteinhöhle vorbereiten; all unser Tun läuft hinaus auf diesen neuralgischen Punkt. Diesmal werden wir nicht scheitern, Sidie, denn es sind sieben, die mit uns gehen werden!‘
Anon erwiderte:
,Ihr konntet die Höhle damals gar nicht betreten. Es war vereinbart in ferner Zeit, dass nur wir gemeinsam dazu in der Lage sind. Wieso habt ihr es damals schon versucht? Ihr musstet wissen, dass es ein übles Ende nehmen würde!‘
Mandla antwortete: ,Wir waren alarmiert. Es mehrten sich die Hinweise, dass in der Höhle Dinge vor sich gingen, die nicht rechtens waren. Auch traten in unserem Volk vermehrt Krankheiten auf, Kinder starben oder verschwanden. Der Sangoma trägt eine große Verantwortung für sein Volk – er kann nicht tatenlos mit ansehen, wie die Menschen sterben.
Das Unheil hatte seinen schwarzen Schleier über Afrika gelegt.
Er verhüllte unsere Freude, unser Wissen und unser Licht.
Die Tage wurden dunkler, die Nächte verzweifelter.
Der Sangoma musste handeln, und es blieb ihm nur eine Wahl: Er würde das Geheimnis lüften, das die Höhle in sich barg. Hier befand sich das Zentrum, die Dunkelheit entwich aus ihrem Inneren, und sie nahm zu von Tag zu Tag.
Wir waren naiv, natürlich, doch hätten wir es nicht gewagt, wäre Siechtum unser Schicksal gewesen. Kein Mensch mit Würde will vor sich hin vegetieren.
Die Dunkelkraft hat uns daraufhin zermalmt, wir mussten lange Zeit für unsere Dreistigkeit sühnen.‘
Leona wandte sich wieder an Mandla:
,Wir müssen sehr gut vorbereitet sein, wenn wir die Höhle betreten. London war der Auftakt, verglichen mit dem, was uns hier erwarten wird.
Mandla, du hast über den Kampf in unserem Inneren gesprochen, der zum Stillstand kommen kann. Diese Idee ist für mich nachvollziehbar. Doch was ist mit dem Kampf im Außen? Wie kann er enden?‘
Mandla lächelte sie an:
,Leona, ich mag deine Fragen! Es ist richtig, ich bin zu diesem Punkt noch nicht gekommen:
Der Kampf im Außen. Wie kann er befriedet werden?
Nun, die größte Aufgabe wartet immer noch in uns selbst; in unserem Inneren Frieden zu etablieren, ist die schwierigste Arbeit. Haben wir es endlich geschafft, so haben wir den Löwenanteil unserer Lebensaufgabe bestritten:
Wir sind ruhig, wir atmen Frieden.
Es gab wenige Menschen, die dieses Ziel erreichen konnten. Manche sind weltberühmt, von manchen haben wir noch nie gehört.
Wird der Kampf im Außen enden, wenn wir die Waffen in uns niedergelegt haben?
Was wird die Antwort sein?
Diese Zeit ist gesegnet, und sie ist so aufregend, wie keine zuvor. Lasst uns den Versuch wagen, meine Freunde, lasst uns herausfinden, was geschehen wird, wenn wir in uns wahrhaft Frieden schließen!‘
Mandla sah seinen alten Freund begeistert an:
,Und du, Sidie, wirst du mit uns gehen?‘
Sidie rutschte auf dem Boden hin und her, seine Nase rümpfte sich:
,Ich kann euch ja schlecht alleine lassen!‘
Er kratzte sich am Kopf.“