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„Seine Stimme wurde leiser, als könnten fremde Ohren ihn hören: „Ihr seid gerade mal hier angekommen. Wenn sie es jetzt schon schaffen, euch auseinander zu treiben, haben wir keine Chance! Kommt!“
Er drehte sich um und winkte die Besucher hinter sich her.
Die Freunde standen vor einer Regalwand, die hinter der Ladentheke angebracht war.
Giang drückte die Nase einer goldenen Katzenfigur, die winkend im Regal stand – die Regalwand schob sich wie von Geisterhand ein Stück zur Seite. Giang verschwand in dem Spalt, die Freunde wurden von Minh hinter ihm hergeschoben.
Die Regalwand schloss sich. Rabenschwarze Dunkelheit umgab die neun.
Giang entzündete ein Licht.
Langsam konnte man die Umrisse der anderen erkennen. Verwundert sahen sich die Freunde um: Wo waren sie gelandet?
Ava stutzte: Der Raum, in dem sie sich befanden, war mindestens dreimal so groß, wie der Laden, in dem sie eben noch gestanden hatten. Im Gegensatz zu dem Durcheinander der überladenen Regale wirkte dieser Raum hier beinahe sakral:
Er war fast leer, Ava konnte keine Einrichtung erkennen.
Giang entzündete eine Kerze nach der anderen.
Avas Blick fiel auf den Boden: In jeder der vier Ecken lag ein Stein! Schwarz, von ovaler Form und so groß wie eine Honigmelone. In der Mitte des Raumes befand sich ein fünfter – er war mindestens viermal so groß und glänzend weiß. Ava atmete tief durch. Ihr sagte diese besondere Anordnung etwas: Sie hatte die Steinformation schon einmal gesehen. Nur wo? Ava forschte angestrengt in ihrer Erinnerung.
Giang setzte sich auf den Boden, die anderen folgten seinem Beispiel. Er kreuzte die Beine zum Schneidersitz, öffnete die Arme weit und sagte: „Ihr seid angekommen im Land des Drachen!“
Bei diesen Worten flackerte das Kerzenlicht, eine Flamme zischte.
„Dieser Raum steht in Verbindung mit Sons Hütte und mit weiteren, die ich euch heute nicht nennen kann. Es sind Schlüsselpunkte, ihre Verbundenheit erzeugt ein besonderes, geometrisches Muster. Nichts ist zufällig so, wie es ist! Es hat eine Bedeutung, einen tieferen Sinn! Alles, was ihr seht, ist ein Abbild von etwas Höherem. Alles steht in Resonanz mit den Kräften, die seinem Abbild entsprechen.
Wir sind kosmische Wesen – unser Körper birgt den ganzen Weltenraum. In uns rotieren die Sterne auf gewaltigen, festgelegten Bahnen. Die Himmelskörper sind wie unsere Körper: Eine gigantische Kraft hält sie im Raum – fest an ihrem Platz.
Der Raum ist leer. So wie dieser Raum.“
Giang zeigte um sich: „Fast leer! Was sind die Sterne angesichts der schwindelerregenden Unendlichkeit des Alls?
Wir sind dieser unendliche Raum.
Wir sind Leere, gefüllt mit Sternen.
Wir sind das alles, und wir sind nichts!“
Die Freunde saßen im Kreis.
Er drehte sich plötzlich. Eine Kraft floss in den Raum, die seine Wände sprengte.
Er dehnte sich immer weiter aus, die Freunde hatten das Gefühl, winzige, leuchtende Punkte in einer unermesslichen Weite zu sein. Sie sahen sich selbst dort sitzen:
Sie waren funkelnde Sterne in der Rabenschwärze des Universums.
Ein jeder war an seinem Platz – fest, unverrückbar, gehalten in Unendlichkeit.“